
Druck – Herausforderung oder Bedrohung?
02. April 2018
Muss Druck immer negativ behaftet sein? Im folgenden Teilartikel lesen Sie, inwiefern dieser bedrohend, aber auch herausfordernd wirken kann und was Sie vom Profisport im Umgang mit Druck lernen können.
Im Profi-Sport geht es nur um das Gewinnen oder Verlieren
3 Tausendstel Sekunden entscheiden teilweise im Profisport über „Hero“ oder „Zero“, über Olympiasieger, Weltmeister, Star oder Nobody. Bei den Olympischen Spielen bereiten sich die Athleten vier Jahre auf den einen großen Moment vor und wissen, dass sie genau in diesem einen Moment perfekt funktionieren müssen. Der Gewinner wird gefeiert und genießt das Rampenlicht, der Verlierer gebrandmarkt oder vergessen. Dabei liegt der Unterschied in manchen Sportarten teilweise nur im Millisekundenbereich, der den Allerbesten von Platz 10 trennen.
Was können Profi-Sportler uns also lernen, wie man mit diesem Druck umgehen kann?
Ist Druck für dich Herausforderung oder Bedrohung?
Unter Druck können zwei Dinge entstehen: entweder schalten Körper und Geist in den Modus „Herausforderung“ oder „Bedrohung“. Druck ist also erstmal etwas neutrales. Unsere Einstellung zu der Situation macht daraus entweder etwas Positives oder Negatives.
Das Wort „Herausforderung“ ist eher positiv belegt, weckt eher gute Gefühle und eine optimistische Grundhaltung. Es ist nicht einfach, aber wir können es durchaus schaffen.
Eine „Bedrohung“ hingegen ist negativ behaftet. Wir schrecken davor zurück, malen uns schon aus wie wir scheitern, haben Angst und wenig bis gar keine Hoffnung, dass am Ende der Wegstrecke ein gutes Resultat entstehen könnte.
Unser Körper reagiert auf diese Gedankenbilder. Bei Bedrohung steht er unter Stress, fährt die höheren Hirnfunktionen herunter und greift auf ein uraltes Programm zurück, das bereits seit Jahrtausenden auf unserer Festplatte gespeichert ist: Überleben durch Kampf oder Flucht. Die Blutgefäße im Körper verengen sich, Puls und Blutdruck steigen und wir geraten in eine Art Tunnelblick. Das ist durchaus sinnvoll, denn der Fokus sitzt so auf der Bedrohung und die benötigte Energie befindet sich in den Körperbereichen, die wir für das Überleben benötigen – den Muskeln. Für den Überlebenskampf weniger wichtige Körperfunktionen wie die Verdauung werden eingestellt bzw. spielen verrückt, wie man im Fall von Per Mertesacker deutlich sehen konnte. Dies erklärt auch, warum unsere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit weit von dem entfernt ist, was sie eigentlich könnte. „Eigentlich“ heißt, bei besseren Voraussetzungen.
Profisportler schaffen die Voraussetzungen für Leistung und Erfolg vor allem mental, indem sie darauf hinarbeiten, unter Druck in den Modus „Herausforderung“ zu schalten. In diesem Modus bleibt die körperliche und mentale Leistungsfähigkeit erhalten: man wird leistungsfähiger und druckresistenter.
Der 12fache Schwimm-Weltmeister Thomas Lurz, der gemeinsam mit uns Impulsvorträge gibt, um Mitarbeitern zu helfen, besser mit Druck umzugehen, hat uns berichtet, wie er an seiner mentalen Stärke gearbeitet hat.
Die Schlüsselfaktoren für den „Herausforderungs-Modus“ sind:
- dein Glaube daran, dass du Erfolg haben kannst
- das Wissen, dass du deine Leistung selbst kontrollieren kannst
- dein Fokus: möchtest du dein Bestes geben oder nur vermeiden, zu scheitern?
Im nächsten Teil erfahren Sie, was Sie als Führungskraft und Unternehmen tun können, um Ihren Mitarbeitern zu helfen, besser mit Druck zurecht zu kommen und welche Rahmenbedingungen Sie dafür schaffen sollten.
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