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Core Values – echte Werte lebt man, IMMER!

29. Juni 2021

München, 23.06.2021. EM-Vorrundenfinale Deutschland gegen Ungarn. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter wollte die Allianz Arena in München in den Regenbogenfarben anstrahlen lassen.

Die Regenbogenfahne entwarf der amerikanische Künstler Gilbert Baker für den Gay Freedom Day 1978, den Vorläufer späterer Gay Prides. Sie gilt als Symbol für lesbischen und schwulen Stolz, sowie für die Vielfalt der Lebensweise von Lesben und Schwulen.

München wollte damit ein Zeichen für Toleranz, Vielfalt und Diversität setzen.

Die UEFA als Ausrichter der Europameisterschaft und europäischer Fußballverband hat dieses Zeichen untersagt. Sie sei „aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage – eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt – muss die UEFA diese Anfrage ablehnen“, teilte der Dachverband mit.

Von Organisationen, auch Sportorganisationen wird heute erwartet, dass man eine klare Haltung einnimmt. Man muss einen Standpunkt beziehen. Denn Akzeptanz von LGBTQ ist nichts Politisches, sondern Teil der Menschenwürde.

In den sozialen Medien teilte die UEFA mit, dass sie natürlich den Regenbogen respektiert und ihn als Symbol ihrer echten Werte sieht, der für all das steht, an das die UEFA glaubt: eine gerechtere und egalitärere Gesellschaft, Toleranz jedem gegenüber, unabhängig von seiner Herkunft, Glauben oder Geschlecht.

Werte auf dem Papier sind wertlos –
sie dienen lediglich dem Marketing

Kann man der UEFA ihre Werte wirklich abnehmen? Weiß die UEFA überhaupt, was Werte sind und worum es dabei geht?

Werte fungieren als Orientierungshilfe. Sie zeigen auf, für was eine Organisation, ein Verband, ein Unternehmen (ein-) steht. Es sind die wertvollsten, weil unverwechselbaren Eigenschaften. Denn die Werte geben Halt und sorgen für Verlässlichkeit.

 

Gerade dann, wenn es nicht einfach oder eindeutig ist, gilt es seine Werte in den Mittelpunkt zu rücken und seine Handlungen, Entscheidungen und Verhaltensweisen an seinen Werten zu orientieren. Hätte die UEFA Kritik bekommen, wenn sie das Anstrahlen der Arena in München in Regenbogenfarben erlaubt hätte? Wahrscheinlich schon. Denn egal was man tut, allen kann man es nicht recht machen. Die Aussicht, Kritik einstecken zu müssen, macht Entscheidungen nicht einfach. Gerade dann sollte sich jedoch ein Unternehmen seiner Werte als Entscheidungs- und Orientierungshilfe bedienen. Wer sich Respekt und Toleranz als seine Grundwerte gibt, der sollte, nein, muss sogar diese leben, zeigen und vormachen, auch wenn er von einem Teil dafür kritisiert wird. Andernfalls werden Werte unglaubwürdig. Werte zu zeigen und zu leben, wenn es einfach und eindeutig ist, ist keine Kunst. Wertvoll im Sinne des Wortes „Werte“ werden sie dann, wenn ich sie IMMER lebe und verteidige.

 

Liebe UEFA, wie passen eure Werte zu euren Entscheidungen und eurem Verhalten? Inwieweit werden eure Werte überhaupt dabei berücksichtigt? Achtet ihr bei der Auswahl eurer Sponsoren denn darauf, wie eure zentralen Grundwerte wie Respekt und Toleranz, gelebt werden oder ist der Geldbetrag euer einziger Wert, den die Sponsoren bezahlen. Ist bei euch  „Wert“ gleichzusetzen mit „Money“?

 

In diesen Situationen und Entscheidungsdilemmas zeigt ein Unternehmen, was die wahren Werte und Überzeugungen sind, nach denen gehandelt wird. Man erkennt das Preisschild, das Werte dann bekommen. Bei welchem Geldbetrag eines Sponsors gebt ihr, UEFA, eure Werte dafür gerne auf? Wenn ihr euch eure Werte abkaufen lasst, sind es keine Werte.

Echte Werte, echte Überzeugungen lassen sich nicht abkaufen. Vielmehr gilt es, sich auf seine Werte zu berufen und selbstbewusst zu entscheiden, dass man mit jemandem nicht zusammenarbeitet, auch nicht bei einem verlockenden Angebot, wenn man nicht die gleichen Werte und Überzeugungen miteinander teilt. Denn wie will in so einer Zusammenarbeit Gemeinschaft, Vertrauen und Authentizität entstehen? Gemeinschaft und Vertrauen entstehen dann, wenn man gemeinsame Überzeugungen und Werte miteinander teilt. Diese echten Überzeugungen sind die Grundlage für Authentizität.

 

Die Reaktionen auf eure Entscheidung, aber auch bereits die letzten Jahre haben gezeigt, dass es eine Entfremdung zwischen dem Fußball, der von euch organisiert wird, und den Fans gibt. Diese Entfremdung ist auch darauf zurückzuführen, dass gefühlt eure Werte andere sind als die der Fans. Ohne geteilten Werte gibt es jedoch kein Gemeinschaftsgefühl, dann ist es nur noch Business und Business ist austauschbar.

 

#noracism, #respect usw. sind immer wieder im Fernsehen zu sehen, auch bei der UEFA-Champions League. Werte prägen Verhalten von Menschen. Voraussetzung dafür sind Verständnis und Glaubwürdigkeit. Viel zu oft sind in euren Handlungen und Entscheidungen eure Werte nicht erkennbar. Die Fans fühlen und spüren nicht, dass euer Verhalten auf eure Werte ausgerichtet ist. Vielmehr sind im Zweifel Geld euer Antrieb, eure Orientierung und damit der Wert, den ihr anstrebt und lebt. Damit werden eure Werte, die ihr auf dem Papier stehen habt, wertlos und dienen lediglich Marketingaspekten.

 

Die Regenbogenfarbe der Allianz Arena wäre ein Symbol gewesen, welches die Werte der UEFA hätte transportieren können. Werte werden durch Symbole noch nicht lebendig, sie können dabei jedoch helfen, die Menschen daran zu erinnern. Die Sichtbarkeit der Werte hilft dabei, die Werte zu leben, da Menschen darüber sprechen und sich darauf beziehen können. Auch in Unternehmen wird die Kultur nicht dadurch lebendig, dass Werte auf einem Plakat gedruckt werden, sondern in der Art und Weise wie diese gelebt werden. Dennoch helfen die vereinbarten Werte, die im Unternehmen sichtbar sind, dass darüber gesprochen wird und wir immer wieder auf diese Vereinbarungen zurückkehren können.

 

Eure Vorschläge, UEFA, an anderen Tagen die Arena in Regenbogenfarben zu beleuchten, zeigt leider, wie wenig ihr von echten Werten versteht. Werte hochzuhalten, wenn es einfach ist, in Momenten, in denen es keine Gegenstimmen gibt, wertet eure Werte nur ab. Wenn alles gut läuft, ist es keine Kunst seine Werte hochzuhalten. Wenn es kritisch wird, wenn man zwischen den Stühlen sitzt, dann sind es die echten Werte, von denen man überzeugt ist, an denen man sich in schwierigen Situationen orientiert. Eure Entscheidung war eine Entscheidung gegen eure Werte. Wenn ihr also selbst nicht zu 100 % davon überzeugt seid, wie sollen es die Menschen außerhalb eurer Organisation dann sein?

Wenn ihr ein echtes Interesse hättet, könnten wir euch helfen und zeigen, wie Werte wirken und welche Kraft sie entfachen. So jedoch macht es für uns keinen Sinn und passt nicht zu den Werten, die wir als sanosense AG vertreten.

Thomas Heidenreich

Vorstandsvorsitzender