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Serie | Intrinsische Motivation

Die richtige Sichtweise machts!

03. Juli 2018

Warum die richtige Sicht auf die eigene Leistung so enorm wichtig ist und wie es im Alltag um die Motivation Ihrer Mitarbeiter steht, erfahren Sie im folgenden Teilartikel…

Wie sieht es im Arbeitsalltag mit der Motivation aus und was können Sie für sich lernen

Wenn wir nach der Gallup-Studie gehen, hat ein wesentlicher Teil der Arbeitnehmer seine Motivation verloren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sehen wir uns ein paar Beispiele aus der Praxis von unseren Kunden an:

Anfang 2017 hatten wir einen Auftrag von einem Verkehrsunternehmen. Obwohl dort in den letzten Jahren sehr viel Geld für gesundheitliche Maßnahmen ausgegeben wurde, stiegen die Fehlzeiten bei den Fahrern (Bus, S-/U-Bahn) stetig an. Wir sollten herausfinden, an was das liegt und Lösungen erarbeiten. Dabei stellten wir heraus, dass es weniger die körperlichen Beschwerden der Fahrer waren, die zu den Fehlzeiten gefühlt haben, als vielmehr demotivierende Gründe. Interessanterweise sogar auf beiden Seiten der Motivationswaage. Die Fahrer sagten uns, dass es völlig egal ist, was sie tun, es wäre ja sowieso immer falsch. Sie stünden jederzeit in einem Zielkonflikt. So würden sie z. B. entweder die Straßenverkehrsverordnung einhalten, dafür aber wohl zu spät kommen. Denn Baustellen und die Zunahme im Straßenverkehr haben es nahezu unmöglich gemacht, jede Strecke minutengenau einzuhalten. Wenn sie alles daran setzen, pünktlich zu kommen, verstoßen sie gegen die Straßenverkehrs-verordnung. Ein weiterer Zielkonflikt besteht zwischen der Pünktlichkeit und der Kundenzufriedenheit. So könnten die Fahrer auf heraneilende Fahrgäste warten, um kundenfreundlich zu sein, würden dadurch allerdings wieder zu spät kommen. Oder sie fahren ab, schaffen es die Zeit einzuhalten, müssen sich aber mit negativen Kundenrückmeldungen auseinandersetzen. Sicher ist es nachvollziehbar, dass dies bei den Fahrern sehr negative Gefühle ausgelöst hat. In ihren Augen war der Grad der Erfüllbarkeit nie gegeben. Darüber hinaus sahen sie den Wert der Aufgabe ebenfalls als gering an: „Wir sind halt Busfahrer“.

Denken Sie an das Video der Berliner Verkehrs-betriebe. Man könnte sagen, „ihr seid nur Fahrer“ oder aber „dank euch kommen jeden Tag Menschen gesund nach Hause oder ihr sorgt dafür, dass Menschen auch ohne Auto Mobilität genießen dürfen“. Der Wert der Aufgabe konnte durch interne Kommunikation, Aufwertung des Werts, ohne die Aufgabe zu verändern, erhöht werden. Zusätzlich wurde eine Kampagne mit Plakaten an den Haltestellen vorgeschlagen: „WIR FAHREN – 24 Stunden-7 Tage die Woche“ – Wow, was für eine Leistung, was für ein Wert für die Bürger dieser Stadt, was für eine Verlässlichkeit und nur möglich, durch den Einsatz der Fahrer.

Beim Grad der Erfüllbarkeit wurde diskutiert, ob es denn überhaupt noch machbar ist, in der heutigen Zeit einen Fahrplan herauszugeben, der eine Minutentaktung enthält. Wie oft ist die exakte Ankunftszeit überhaupt noch einzuhalten? Ist dies für Fahrgäste überhaupt noch wichtig? Oder reicht es, an den Haltestellen und über Apps auf den Smartphones einzublenden: „Die nächste Bahn kommt in 2 Minuten“. Ich verreise viel und habe noch in keiner Stadt nachgesehen, wann jeweils die U-Bahn kommen wird. Die Anzeigen, in wie viel Minuten eine Bahn einfährt, haben mir immer ausgereicht.

Sicher ist der Eingriff in einen Fahrplan keine Kleinigkeit und es bedarf eines Kulturwechsels. Aber es ist ein Lösungsansatz, der funktioniert.

Teilweise können Sie intrinsische Motivation noch viel einfacher auslösen bzw. verbessern.

 

Ein großer Industriekunde aus München hatte mich im Sommer 2017 am Ende unseres Termins durch die Produktion geführt. Als mir der Geschäftsführer zeigte, was sie herstellen und merkte, dass ich wenig begeistert geschaut habe, sprach er mich darauf an. Ich sagte ihm: „Ich bewerte gar nicht, was sie herstellen, ich verstehe davon nichts. Für mich sieht das einfach nach Schrauben aus, wenig spektakulär.“ Darauf meinte der Geschäftsführer völlig unbewusst: „Das mag so aussehen, da haben sie recht, aber wissen Sie, diese Schrauben sind in jedem BMW. Ohne unsere Schrauben fährt ein BMW gar nicht.“ Dieser Satz, den der Geschäftsführer so nebenbei gesagt hat, hat für mich alles verändert. Es hat den Wert erhöht. Es kann Stolz bei den Mitarbeitern auslösen.

Im Übrigen höre ich das oft in den Gesprächen mit unseren Kunden. Diese erzählen dann, was sie machen und welche Kunden sie haben. Für die meisten ist das normal und selbstverständlich geworden. Mich beeindrucken sie jedoch damit, wenn sie aufzählen, für welche Weltfirmen sie Produkte herstellen.

Mein Tipp daher an Sie: Denken Sie hin und wieder einmal darüber nach, dass es eine großartige Leistung ist, die Sie Tag für Tag vollbringen. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter häufiger einfach einmal, warum diese glauben, dass Sie erfolgreich sind bzw. was Sie als Unternehmen auszeichnet. Machen Sie es konkret, lassen Sie sich von Ihren Mitarbeitern Beispiele nennen. Damit tun diese nichts anderes als Erfolgsstories zu erzählen. Das hebt den Wert der Aufgabe und erzeugt häufig Stolz. Machen Sie sich bewusst, warum Sie sich einmal für diesen Beruf entschieden haben. Was waren Ihre Beweggründe? Was wollten Sie erreichen? Die Arbeitswelt ist so schnelllebig geworden, dass wir leider viel zu selten darüber reflektieren. Viele sind noch immer in dem Beruf, den Sie ganz bewusst ausüben wollten. Wir haben aber vergessen, wie wertvoll unser Zutun für die Arbeit ist.

Kommen wir zum Grad der Erfüllbarkeit und schauen uns das Beispiel unserer Bank-Kunden an. Hier entsteht Demotivation vor allem bedingt durch die Unsicherheit. Nehmen Sie die Sorgen Ihrer Mitarbeiter ernst, es ist deren Wahrnehmung auf die Situation. (Mehr über Wahrnehmung lesen Sie in unserem Blog „Warum 1+1 nicht für jeden 2 ist)

Strahlen Sie selbst Zuversicht aus. Wenn das Glas halbleer ist, ist es auch halbvoll. Sehen Sie die Chancen in Change-Prozessen und nehmen Ihre Mitarbeiter mit. Wecken Sie die Lust auf Veränderungsbereitschaft. Banken werden sich verändern müssen, zu viele Business-Cases werden zukünftig für Banken nicht mehr funktionieren. Aber dafür neue, andere. Der Bankkaufmann als Coach für mein Geld, der mich, meine Lebenssituation, meine Leidenschaft versteht, wird ein wertvoller Berater für mich sein. Dafür braucht es ein hohes Maß an Empathie, Kommunikation und Beziehungsqualität. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter, dass Sie es gemeinsam schaffen werden, neue Wege zu beschreiten.

Vertriebsbereiche, die wir betreuen, berichten immer wieder vom Phänomen der Demotivation, wenn Ziele für Mitarbeiter nicht mehr erreichbar sind. So lassen sich diese hängen, wenn klar ist, dass sie das Jahresziel nicht mehr schaffen werden. Besonders hart ist dies, wenn das Erreichen von Jahreszielen mit Prämien belohnt wird, also die intrinsische Motivation eigentlich durch extrinsische unterstützt werden soll. Häufig wird sie dadurch aber abgelöst. Ich selbst konnte das jahrelang beobachten. Viele Kollegen, die im August wussten, dass sie ihr Ziel nicht mehr schaffen werden und damit die Prämie nicht mehr bekommen, haben sich hängenlassen und erst auf Ende des Jahres wieder Gas gegeben, um für das neue Jahr gut gerüstet zu sein und dann einen neuen Anlauf auf die Prämie zu unternehmen. Der Wert-schöpfungsverlust für das Unternehmen war gigantisch. Hierfür waren gleich zwei Phänomene verantwortlich. Zum einen die Ablösung der intrinsischen durch die extrinsische Motivation über die Prämie. Dies hat das Unternehmen mittlerweile modifiziert und verändert. Zum anderen auch die Nichtberücksichtigung, dass der Grad der Erfüllbarkeit irgendwann auf 0 % gesunken war. Damit war jegliche Motivation weg. Das Ziel war nicht mehr erreichbar.

Im Profisport erleben wir es auch häufiger, dass es einen Moment gibt, an dem das ausgerufene Ziel nicht mehr möglich ist. Denken wir an unseren Partner, den HSC Coburg. 2016/2017 spielte der HSC in der stärksten Liga der Welt, der Handball-Bundesliga. Im Mai 2017 stand der Abstieg des HSC dann rechnerisch fest. Und der Grad der Erfüllbarkeit war damit eigentlich auf 0 % gesunken. Dennoch verlor der HSC von den letzten 5 Spielen nur noch zwei. Der Grund: man hatte sich neue, wertvolle Ziele gesetzt und damit den Grad der Erfüllbarkeit wieder erhöht, siehe auch Zeitungsartikel von Mai 2017.

Sich neue Ziele zu setzen, wenn die bisherigen nicht mehr erreichbar sind, hilft die Motivation wieder zu erhöhen. Im Sport ist dies allgegenwärtig. Nutzen Sie die Erfahrungen aus dem Profisport auch für Ihr Business. Mit der www.coachingzone.sanosense.de bieten wir Unternehmen hier die ideale Lernplattform an.

Wie sich die Motive der Menschen unterscheiden und was Sport-Champions antreibt, lesen Sie im letzten Teilartikel dieser Serie…

Thomas Heidenreich

Vorstandsvorsitzender

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