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Warum es „Krankenstand“ nicht gibt, jedoch aber Fehlzeiten in Unternehmen!

30. Mai 2018

Immer wieder hören wir von Unternehmen: „Wir müssen unseren Krankenstand senken“. Warum es für uns „Krankenstand“ nicht gibt und wie Sie Ihre Fehlzeiten besser in den Griff bekommen, erfahren Sie in unserem blog-Beitrag

Wie Unternehmen derzeit versuchen, ihren „Krankenstand“ zu reduzieren

„Unser Krankenstand liegt bei 6,5 % und den wollen wir reduzieren“, derartige Aussagen hören wir permanent von Unternehmen. Die meisten Firmen wissen jedoch nicht oder zu wenig, warum ihre Mitarbeiter überhaupt der Arbeit fernbleiben. Man stützt sich stark auf die Gesundheitsberichte der Krankenkassen und geht davon aus, dass die Abwesenheitszeiten ausschließlich Krankheitstage sind. Dementsprechend sehen die Maßnahmen der Unternehmen aus, um diesen entgegenzuwirken. Hier werden teils große Anstrengungen unternommen, die von Gesundheitstagen über Yoga- und Rückenschulkurse, Zuschüsse zu Fitness-Studios, Laufgruppen oder sogar eigene Fitness-Räume gehen. Leider bleibt der Erfolg bei den meisten Firmen damit aus.

„Wir erreichen immer nur die Gleichen!“, „Es kommen nur Mitarbeiter zu unseren Angeboten, die sowieso schon sehr gesundheitsbewusst sind!“, „An den Fehlzeiten hat sich nichts verändert!“ – der Frust im HR-Bereich ist groß, weil man nicht nachvollziehen kann, warum die Maßnahmen nicht wirken.

Andere Firmen sehen in den Fehlzeiten neben dem Thema Krankheit hingegen noch das „Blaumachen“ der Mitarbeiter als Ursache und versuchen dies über verschiedene Wege zu unterbinden. Dies beginnt mit Krankenrückkehrgesprächen, die meist aus dem Grund eingeführt werden, den Druck auf die „Blaumacher“ zu erhöhen. Man glaubt, die Mitarbeiter trauen sich weniger daheim zu bleiben, wenn sie danach ein Gespräch mit ihrem Chef führen müssen. Auch beliebt bei Unternehmen ist die Einführung einer „Anwesenheitsprämie“. Hier geht man davon aus, dass eine Geldprämie die Mitarbeiter dazu verlockt, weniger bzw. nicht mehr blau zu machen und es sich um eine gute Investition handelt. Statistisch gesehen ist dies in der Regel allerdings eine deutliche Fehlinvestition.

Auslöser für Fehlzeiten sind vielfältig

Für die Fehlzeit eines Mitarbeiters gibt es vielfältige Gründe und Auslöser, wie Sie sehen können:

Krankheit bzw. Beschwerden

Krankheit und vorhandene Beschwerden sind natürlich ein Abwesenheitsgrund. Dabei sind Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Erkrankungen in Deutschland besonders häufig.

Beziehungsprobleme

Trennungsschmerz, Beziehungsende und Liebeskummer sind Gründe für Mitarbeiter, der Arbeit fernzubleiben. Sie fühlen sich energielos und nicht in der Lage zu arbeiten.

Krankheit eines Kindes

Gerade wenn man schon ein paar Tage im Jahr wegen der Krankheit des Kindes zu Hause geblieben ist, geben manche Mitarbeiter lieber die eigene Krankheit als Grund an als zu sagen, dass das Kind erneut krank ist.

Fehlende Sinnhaftigkeit

Der Mitarbeiter sieht den Sinn in seiner Tätigkeit nicht, die Arbeit ist ihm nicht wichtig. Er erachtet es als wertlos.

Unzufriedenheit mit Führung

Der Mitarbeiter kommt mit seiner Führungskraft nicht klar. Er fühlt sich ungerecht behandelt, hat Angst davor, Fehler zu machen, erhält kein Lob usw.

Fehlende Wertschätzung

Der Mitarbeiter hat das Gefühl, dass das Unternehmen ihn als Person ohnehin nicht wertschätzt, er fühlt sich evtl. nicht einmal für seine Arbeit, für seinen Einsatz, wertgeschätzt.

Über- / Unterforderung

Der Mitarbeiter fühlt sich über einen längeren Zeitraum nicht richtig gefordert. Sowohl Über- als auch Unterforderung wirken belastend.

Schlechte soziale Interaktion

Schlechtes Betriebsklima, Mobbing, ständige Reibereien und Konflikte sowie Streit sind häufig Auslöser für Fehlzeiten von Mitarbeitern.

Die Auslöser für Fehlzeiten sind vielfältig und stellen aus Sicht des Mitarbeiters immer einen wichtigen Grund dar, nicht zur Arbeit zu kommen. Neben den aufgeführten Auslösern gibt es noch viele weitere Situationen, die dazu führen, dass Mitarbeiter daheim bleiben:

  • Pflege von Angehörigen
  • finanzielle Schwierigkeiten
  • private Konflikte
  • innere Kündigung
  • innere Haltung – Charakter – Persönlichkeit
  • Demotivation
  • usw.

Krankheit ist dabei nur eine von vielen Gründen. Deshalb sprechen wir immer nur von Fehlzeiten-Management und nicht von Krankenstands-Reduktion. Unternehmen wissen erst einmal nicht, warum der Mitarbeiter fehlt. Auf dem Papier fehlt er immer wegen einer Krankheit. Die wahren Auslöser der Fehlzeiten liegen häufig woanders, man nennt sie „Bettkanten-Entscheidung“. Diese herauszufinden ist daher der größte Hebel der Verbesserung.

Das sanosense-Modell – Auslöser für Fehlzeiten erkennen!

Um die Auslöser für Fehlzeiten besser erkennen und bewerten zu können, haben wir ein neues Modell entwickelt. Denn die Bettkanten-Entscheidung des Mitarbeiters wird von vier Hauptfaktor-Gruppen beeinflusst. So ist uns bei den Auslösern für Fehlzeiten aufgefallen, dass man diese in vier Gruppen unterteilen und verstehen muss, um effektive Lösungen anbieten zu können. Die prozentuale Verteilung dieser Kategorien ist bei jedem Mitarbeiter unterschiedlich.

4 Faktoren entscheiden über die Fehlzeit

  • Alter
  • familiäre Belastungen (Schicksalsschläge, Trennungen, Krankheiten in der Familie usw.)
  • soziale Ressourcen (Beziehung, Freundeskreis usw.)
  • Persönlichkeit (Haltung, innere Einstellung, Motive)
  • Zufriedenheit mit dem Leben
  • Arbeitsweg
  • Tätigkeit (sinnstiftend, entsprechend richtige Forderung)
  • Arbeitsumfeld (physikalisch, ergonomisch, psychisch)
  • Regenerationsmöglichkeiten (Pausen, Urlaub)
  • Kommunikation und Informationsfluss
  • Wertschätzung und Anerkennung
  • Sinnhaftigkeit und Motivation
  • Zufriedenheit mit Führungskraft
  • soziale Interaktionen (Betriebsklima)
  • Gesundheitsbewusstsein und Verhalten
  • Übernahme von Verantwortung für das Leben
  • Lebenseinstellung und Verhalten (positiv denkend oder nur klagend)
  • eigene soziale Interaktion im Team
  • Integration und eigene Beiträge für das Team und das Unternehmen
  • Lösungsorientiert oder problemorientiert
  • Verschleiß und Abnutzung
  • Unfallrisiken
  • genetische Erkrankungen
  • Widerstandsfähigkeit (Resilienz, Nutzung eigener Ressourcen)
  • Leistungsfähigkeit

Die Frage der Abwesenheit und der Bettkanten-Entscheidung ist bei jedem Mitarbeiter – in unterschiedlicher prozentualer Ausprägung – in diesen vier Faktoren zu beantworten. Dabei spielen alle vier Bereiche bei jedem Menschen eine Rolle. Die Abwesenheit ist daher nie auf nur einen Bereich zurückzuführen.

Wie Ihnen unser Modell dabei hilft, den Umgang mit Ihren Fehlzeiten strategisch zu optimieren und welche Lösungsansätze sich in den vier Bereichen umsetzen lassen, erfahren Sie im dritten Teil.

Thomas Heidenreich

Vorstandsvorsitzender

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